Donnerstag, 24. Februar 2011

PM Aktionsbündnis Oberes Mittelrheintal: Gutachten vorgelegt

Das Aktionsbündnis Welterbe Oberes Mittelrheintal hat das vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Auftrag gegebene Gutachten über einen möglichen Fährbetrieb anstelle einer Brücke im Mittelrheintal der Landesregierung vorgelegt. Das Aktionsbündnis wundert sich darüber, dass die Landesregierung bereits zu einem Zeitpunkt Stellung genommen hat, zu dem ihr das Gutachten laut eigener Pressemitteilung noch nicht vorlag.

Bei dem Gutachten handelt es sich um eine redaktionell überarbeitete Fassung der Magisterarbeit von Andreas Thiemer, die an der Universität Koblenz-Landau erstellt wurde. Es befasst sich mit der Möglichkeit, anstelle einer Brücke durch eine Neuorganisation des Fährbetriebs, z.B. durch 24h-Betrieb, die Rheinquerung sicher zu stellen. Dabei kommt es zu dem Ergebnis, dass dies die bessere Lösung ist, weil anstelle eines einzigen Querungspunktes ein Angebot über die ganze Strecke gemacht wird und dadurch kürzere Querungsmöglichkeiten gegeben sind.

Technisch und organisatorisch ist dies mit vergleichbar geringerem Aufwand umzusetzen. Eine solche Lösung wird auch eher den Anforderungen der UNESCO gerecht, denn diese fordert, dass bei allen Maßnahmen die Entwicklung des gesamten Welterbegebietes be-achtet wird. Deshalb sind Fähren einer punktuellen Brückenlösung vorzuziehen.

Es kommt hinzu, dass die Neuorganisation des Fährbetriebs viel schneller und deutlich kostengünstiger realisiert werden kann als die Planung und der Bau einer Brücke.

Mit Interesse nimmt das Aktionsbündnis die Absicht der Landesregierung zur Kenntnis, nach nunmehr zehnjähriger Diskussion einen Bürgerentscheid durchzuführen. Dies sei schon länger überfällig. Ein Bürgerentscheid koste allerdings weiter sehr viel Zeit, denn bis die gesetzlichen Grundlagen geschaffen sind vergehen Jahre. Daher fordert das Aktionsbündnis stattdessen eine Bürgerbefragung. Sie kann unverzüglich durchgeführt werden und als Grundlage und Hilfestellung einer verbindlichen politischen Entscheidung dienen. Umfragegebiet sollte nach Meinung des Aktionsbündnisses das gesamte Welterbegebiet sein.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Studie über Fähren: M.A. gibt Prof. Dr. Kontra

Mittelrhein - Brücke oder Fähre. Die Frage ist am Mittelrhein noch längst nicht geklärt. Befürworter und Gegner einer Brücke bezweifeln die Glaubwürdigkeit der jeweiligen Argumente der Gegenseite.

Die Autofähre zwischen St. Goar und St. Goarshausen gehört zu den leistungsstärksten Fähren im Mittelrheintal. Beim Bau einer Brücke würde sie ihren Geist aufgeben.
Foto: E. Greiff-Gossen

„Das Aktionsbündnis gaukelt mit der Studie wissenschaftliche Autorität vor.“ Dieses Geschütz fährt die Landesregierung gegen das am Freitag in Boppard präsentierte Gutachten der Gegner einer Mittelrheinbrücke auf. Es kommt zum Ergebnis, dass die Fähren, wenn sie optimiert würden, die Probleme der Verkehrsinfrastruktur im Welterbe besser lösen können als eine zentrale Brücke zwischen St. Goar-Fellen und St. Goarshausen-Wellmich. Fakt ist, dass sich Andreas Thiemer, Autor der Studie „Das Fährwesen und seine Perspektive im Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal“ bei dem 202 Seiten umfassenden Werk auf seine Magisterarbeit bezogen hat. Fakt ist zudem, dass das Deckblatt der vom Rheinischen Verein beauftragten Studie den Schluss nahelegt, es handele sich bei der Publikation um ein wissenschaftliches Gutachten der Uni Koblenz. Unter „Autor“ ist vermerkt: Andreas Thiemer M.A., Universität Koblenz-Landau, Institut für Integrierte Naturwissenschaften, Abteilung Geographie. Außerdem heißt es in der Einladung zum Pressegespräch des Aktionsbündnisses Welterbe Oberes Mittelrheintal am vergangenen Freitag im Bopparder Hotel Bellevue, das Gutachten sei „im Auftrag des Rheinischen Vereins an der Universität Koblenz erarbeitet“ worden.

„Herr Thiemer war nie Mitarbeiter unserer Universität“, stellte am Dienstag Birgit Förg, Leiterin des Referats Öffentlichkeitsarbeit der Uni Koblenz, auf Anfrage unserer Zeitung klar. „Er hat seine Magisterarbeit bei uns verfasst und ist noch bis zum 31. März immatrikuliert.“ Die Universität verwahre sich gegen die Darstellung, die Universität Koblenz-Landau sei an der Studie in irgendeiner Form beteiligt gewesen. Für das Wirtschaftsministerium ist es ein gefundenes Fressen, dass ausgerechnet ein Student den Nachweis erbringen will, dass der Ausbau des Fährverkehrs sinnvoller sei als der Bau einer Brücke. Dem stellt Mainz die „hoch qualifizierte Arbeit“ des „international anerkannten Verkehrswissenschaftlers“ Prof. Dr. Dirk Valée von der RWTH Aachen gegenüber, die zum Ergebnis kommt, eine Brücke stelle die wirtschaftlich günstigste Lösung dar. Für Staatssekretär Siegfried Englert bleibt es ein Rätsel, wie man ein solches Gutachten anzweifeln kann.

Erhebliche Zweifel am Gutachten der RWTH Aachen, das von der Landesregierung in Auftrag gegen und dem Unesco-Welterbekomitee im Juli 2010 in Brasilia vorgelegt wurde, führen namhafte Verbänden aus den Bereichen Natur-, Landschaftsschutz und Kulturpflege ins Feld, darunter der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Europa Nostra, die Deutsche Burgenvereinigung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Icomos und das Europäische Burgeninstitut. Deren Vertreter gehen mit dem Gutachten der TH Aachen hart ins Gericht.

Es sei voller handwerklicher Fehler und nichts weiter als ein Gefälligkeitsgutachten, sagte Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein von Europa Nostra bei der Veranstaltung in Boppard. Norbert Heinen vom Rheinischen Verein, Auftraggeber der Studie über das Fährwesen, ist vom Inhalt der wissenschaftlichen Arbeit von Andreas Thiemer überzeugt. „Wir haben nie behauptet, es handele sich dabei um ein Gutachten der Universität Koblenz-Landau“, weist Heinen gegenüber unserer Zeitung die Vorwürfe aus Mainz zurück.

Das Gutachten von Andreas Thiemer war nur ein Aspekt in Boppard. Der Kostenfaktor wurde in der Studie überhaupt nicht angesprochen. Das tat die Bürgerinitiative Rheinpassagen. Sie legte ein Papier vor, wonach der Einsatz von drei Fähren rund um die Uhr im Jahresdurchschnitt um etwa eine Million Euro kostengünstiger sei als eine Brücke.

Zur Sprache kam auch der Aspekt „Bürgerbeteiligung“. Mit Unverständnis reagierte Heinen auf die Absicht der Landesregierung, dass sich die Bürgerbeteiligung auf die Kreise Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn beschränken soll. Die Bevölkerung im gesamten Unesco-Welterbe Mittelrheintal müsse eingebunden werden, forderte Heinen.

Quelle: Rhein-Zeitung - 2011-02-22

Samstag, 19. Februar 2011

Optimierter Fährbetrieb schlägt Brücke

Die Verkehrssituation im Oberen Mittelrheintal muss zweifellos verbessert werden! Bedauerlich aber ist, dass von Seiten der Regierung und der Behörden wesentliche Lösungsansätze von vornherein verworfen und entweder gar nicht oder nur unzureichend geprüft wurden. Dies trifft insbesondere auf die Fähren im Welterbegebiet zu. Sie sind in ihrer Form einmalig und stellen ein Alleinstellungsmerkmal der Welterbelandschaft dar. Was spricht gegen einen 24-Stunden Fährverkehr bzw. eine starke zeitliche Ausdehnung des Fährverkehrs im Rahmen des Regionalisierung des ÖPNV?

„Das Fährwesen und seine Perspektive im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal“ ist daher auch Titel eines Gutachtens, das im Auftrag des Rheinischen Vereins an der Universität Koblenz erarbeitet worden ist und gestern der Presse vorgestellt wurde.

Gesprächspartner waren:
  • Dr. Norbert Heinen, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
  • Prof. Dr.-Ing. Hartmut Hofrichter, BUND, Landesverband Rheinland-Pfalz
  • Dr. Gerhard Ermischer, Civilscape
  • Rüdiger Mertens, Deutsche Burgenvereinigung
  • Dr. Holger Rescher, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
  • Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein, Europa Nostra
  • Dr. Reinhard Friedrich, Europäisches Burgeninstitut
  • Volkmar Eidloth, ICOMOS
  • Prof. Dr.-Ing. Helmut Striffler, Rheinkolleg
  • Dipl.-Inf. Elke Greiff-Gossen, Rheinpassagen
  • Andreas Thiemer, Universität Koblenz

Informiert wurde auch über zwei Stellungnahmen der Bürgerinitiative Rheinpassagen, die sich mit dem im Auftrag des Landes verfassten Gutachten der RWTH Aachen unter den Aspekten „Neuberechnung der Fährkosten im Vergleich zu einer Mittelrheinbrücke“ und der „Verkehrlichen Bewertung einer Brücken-, Tunnel- oder Fährverbindung“ beschäftigen.

Fähren lösen Verkehrsprobleme im Tal besser als Brücke


Mittelrhein - Die Verbesserung des Fährverkehrs ist die ökonomisch günstigste Lösung zur Verbesserung der Infrastruktur auf beiden Seiten des Mittelrheines. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Geographischen Instituts der Universität Koblenz. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Am Freitag wurde die Expertise im Bopparder Hotel Bellevue der Öffentlichkeit vorgestellt.

Um die Fährverbindung zu optimieren, sollten die leistungsstärksten Fähren in Bingen/Rüdesheim und St. Goar/St. Goarshausen rund um die Uhr verkehren, rät das Gutachten der Uni Koblenz. Die Kauber Fähre könnte täglich 18 Stunden lang hin und her pendeln. Die - so formulierte es Andreas Thiemer von der Uni Koblenz - „nicht für den vollen Einsatz tauglichen“ Fähren in Boppard und Niederheimbach könnten dann wie bisher tagsüber fahren. Ratsam sei es, dass alle fünf Fähren ihre Fahrzeiten aufeinander abstimmen und eine Tarifkooperation bilden, sodass die Fahrscheine für alle Fähren gültig sind. Auch müsste der Fährverkehr mit dem ÖPNV verknüpft werden.

Der Rheinische Verein und zehn weitere Verbände aus den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, Kultur-, Landschafts- und Denkmalpflege – darunter auch der BUND, die Deutsche Burgenvereinigung, Civilscape, Europa Nostra, Icomos und die Bürgerinitiative Rheinpassagen – hatten sich im vorigen Jahr zum „Aktionsbündnis Welterbe Oberes Mittelrheintal“ zusammengeschlossen mit dem Ziel, sinnvolle und nachhaltige Alternativen zu der von der Politik favorisierten Brückenlösung aufzuzeigen.Unmittelbarer Anlass für die Gründung war die Reaktion der Landesregierung auf den Beschluss des Unesco-Welterbekomitees bei der Sommertagung in Brasilia. Mainz hatte daraus eine grundsätzliche Freigabe für den Bau einer Bücke abgeleitet. Nach Lesart der Verbände habe die Unesco jedoch erhebliche Zweifel an der Brücke geäußert.

Hart ins Gericht geht das Aktionsbündnis mit dem von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten der TH Aachen, das der Unesco in Brasilia vorgelegt wurde. Dort heißt es, die Brücke sei die wirtschaftlich günstigste Variante zur Lösung der Verkehrsprobleme. Es sei ein Skandal, dass dieses auf fehlerhaften Berechnungen fußende Fazit der TH Aachen dafür gesorgt habe, dass die Unesco den Brückenbau nicht sofort untersagt habe, meinte Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein, Vorsitzender von Europa Nostra Deutschland, am Freitag im Hotel Bellevue.

Quelle: Rhein-Zeitung 2011-02-18

Montag, 14. Februar 2011

TMS "Waldhof" gehoben

Ein spannender Tag liegt hinter allen Beteiligten. Das „TMS“ Waldhof wurde gehoben und befindet sich gesichert und in stabiler Lage unterhalb der Hafeneinfahrt Loreley. Gewissheit wurde über den Verbleib eines der beiden vermissten Besatzungsmitglieder erlangt. In den total zerstörten Wohnräumen des Schiffes konnte eine Leiche gefunden und geborgen werden. Zur Stunde laufen die Identifizierungsmaßnahmen.

Leider ist es bisher nicht gelungen, das noch vermisste vierte Besatzungsmitglied zu finden. Die Absuche aller Schiffsräume konnte heute nicht abgeschlossen werden und wird morgen fortgesetzt. Die Maschinenräume und der Bugstrahlraum, welche zurzeit noch mit verschmutzten Wasser gefüllt sind, müssen zunächst beprobt werden, um Gefahren für die Rettungskräfte auszuschließen.

Anschließend wird diese vorhandene Flüssigkeit in ein extra angefordertes Spezialschiff (Bilgenentöler) gepumpt. Erst dann kann die Suche nach der noch vermissten Person fortgesetzt werden.

In der abendlichen Lagebesprechung aller Einsatzkräfte dankte der rheinlandpfälzische Innenminister Karl Peter Bruch allen Beteiligten der Bundes-, Landes- und Fachbehörden, aber auch den insgesamt mehr als 400 ehrenamtlichen Helfern für das „herausragende Zusammenwirken“ über einen Zeitraum von mehr als 30 Tagen.

Die Sperrungen der beiden Bundesstraßen 9 und 42 wurden vollständig aufgehoben. In den nächsten Tagen könnte es zu kurzfristigen Einschränkungen des Straßenverkehrs auf der B 42 kommen (Abtransport des Bergungsgerätes).

Wie das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen heute Abend noch mitteilte, wurde die Schifffahrtssperre teilweise aufgehoben. Für die „Bergfahrer“ steht heute noch ein Zeitfenster von 19:00 Uhr bis 24:00 Uhr zur Verfügung. Hier ist eine kontrollierte Bergfahrt möglich, so dass die zwischenzeitlich circa 25 wartenden Schiffe die Unglücksstelle passieren können.

Morgen werden durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Verkehrssicherungsmaßnahmen (Peilung der Fahrrinne, Auslegen der Fahrrinnentonnen, Einholen des Wahrschaufloßes) durchgeführt. Sollten hier keine größeren Fehltiefen festgestellt werden, wird die Schifffahrt voraussichtlich wieder vollständig freigegeben.

Quelle: Pressezentrum "Havarie Loreley"

Donnerstag, 10. Februar 2011

Abpumpen der Schwefelsäure in den Rhein hat sich verzögert

Das Abpumpen der restlichen Schwefelsäure in den Rhein hat sich etwas verzögert und konnte nicht wie geplant heute Vormittag beendet werden. Nach vorsichtiger Abschätzung werden die Arbeiten nun heute Abend bzw. morgen früh abgeschlossen. Eine Auswirkung auf den zeitlichen Ablauf der Bergung hat dies nicht zur Folge. Die Vorbereitungen für die Bergung der havarierten Waldhof am frühen Sonntagmorgen laufen währenddessen an.

Bei der Bergung ist zunächst beabsichtigt, mehrere Tanks, welche zurzeit mit Rheinwasser gefüllt sind, abzupumpen. Dadurch erhält das Schiff leichten Auftrieb. Ist das dann schwimmende Schiff stabilisiert, soll es um die Längsachse wieder in eine normale Position gedreht werden. Dazu werden die Hebekräne auf beiden Seiten der Waldhof positioniert. Die Drehung selbst wird nur sehr langsam erfolgen. Unklar ist noch, wie stark die Waldhof auf der Backbordseite durch das Aufliegen auf der Fußsohle beschädigt ist.

Ist die Schiffslage durch die Drehung wieder annähernd normalisiert, wird es aus der Fahrrinne verbracht.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Restliche Schwefelsäure der Waldhof wird in den Rhein abgelassen

Seit heute morgen wird der Inhalt von Tank 4 des havarierten TMS „Waldhof“ kontrolliert in den Rhein abpumpt. Dieser Vorgang wird heute Abend abgeschlossen sein. Anschließend beginnen die Bergungskräfte mit dem kontrollierten Ableiten des Inhalts von Tank 3. Diese Arbeiten werden heute in den Abendstunden unterbrochen und morgen Vormittag beendet werden. Ein Umpumpen an Bord in andere Tanks erfolgt aus Sicherheitsgründen nicht mehr.

Das TMS „Waldhof“ hatte vor der Havarie ca. 2400 t Schwefelsäure geladen. Während der Havarie selbst sind schätzungsweise 900 t bereits in den Rhein ausgetreten. Ca. 550 t wurden in das TMS „Erlenhof“ umgepumpt und zur BASF nach Ludwigshafen abtransportiert. Mit dem Beenden des kontrollierten Abpumpens morgen früh sind somit insgesamt ca. 850 t in den Rhein mit maximal 12 Liter pro Sekunde eingeleitet worden. Ca. 100 t verbleiben letztendlich in den Tanks auf dem Schiff. Diese können auf Grund der Lage des Schiffs nicht abgepumpt werden. Gestern und heute wurde durch das Mess- und Laborschiff „Burgund“ die Veränderungen im Rheinwasser überwacht. Alle gemessenen pH-Werte liegen weiterhin im Bereich der vorhergesagten Werte.

Die nächsten drei Tage werden benötigt, um die technischen Vorbereitungen für den Hebe- und Drehprozess der „Waldhof“ im Detail vorzubereiten. Der „eigentliche Bergungsprozess“ des TMS „Waldhof“ wird am Sonntagvormittag ab etwa 07:00 Uhr beginnen, so die Einsatzleitung. Das Schiff soll durch Lenzen einzelner Tanks, Aufrieb bekommen, anschließend gedreht und an die Seite transportiert werden. Dieser Bergeprozess wird nach Auskunft der Bergungsfirma 2 Tage andauern. Ist der dieser Prozess einmal angestoßen, so müssen diese Arbeiten ohne größere Unterbrechung fortgesetzt werden, bis der Havarist aus der Fahrrinne ist.

Dienstag, 8. Februar 2011

Tank 1 der havarierten TMS „Waldhof“ kontrolliert in den Rhein abgeleitet

Seit 12.30 Uhr wird der Inhalt von Tank 1 der havarierten TMS „Waldhof“ kontrolliert in den Rhein abgeleitet. Wie schon bei der Entleerung von Tank 2 am gestrigen Nachmittag, bei der 210 Tonnen Schwefelsäure kontrolliert in den Rhein geleitet wurden, liegt die Absenkung des pH-Wertes im prognostizierten Bereich. „Vor Ort“ wird der pH-Wert kontinuierlich durch das Mess- und Untersuchungsschiff „MS Burgund“ gemessen.

Zeitgleich wurde der Inhalt von Tank 6 und Teile von Tank 5 in Tank 7 umgepumpt, homogenisiert und in den bereitgestellten Tanker „Erlenhof“ umgepumpt. Seit Öffnung der kontrollierten Talfahrt konnten bereits rund 420 Schiffe den Unglücksort passieren. Damit ist der Stau, der sich oberhalb der Unglücksstelle gebildet hat, weitgehend aufgelöst. Die kontrollierte Bergfahrt wird weiterhin ab 18.00 Uhr bis voraussichtlich 20.00 Uhr durchgeführt.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 08.02.2011 - 15:00h

TMS „Erlenhof“ wieder am Havarieort eingetroffen

Am heutigen Morgen ist das Tankmotorschiff „Erlenhof“ wieder am Havarieort eingetroffen. Die „Erlenhof“ nimmt im Laufe des Tages die hochkonzentrierte Säure aus Tank 6 der „Waldhof“, welche zwischenzeitlich in Tank 7 homogenisiert wurde, auf. Das Schiff wird voraussichtlich gegen 18.00 Uhr die Bergfahrt zur BASF nach Ludwigshafen aufnehmen.

Der Inhalt aus Tank 2 ist gestern im Laufe des Nachmittags kontrolliert in den Rhein abgeleitet worden. An der Messstelle der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz (ca. 35 km stromabwärts) wurde ab etwa 20.00 Uhr eine Absenkung des für den Rhein normalen pH-Wertes von cirka 8,1 um maximal vier Zehntel registriert. Somit lag die Absenkung in dem von Experten erwarteten Bereich. Gegen 2.00 Uhr am 08.02.2011 war das ursprüngliche pH-Wert Niveau wieder erreicht.

Die Talfahrt wird auch heute kontrolliert am Havaristen vorbeigeführt. Darunter waren am heutigen Morgen zwölf große Schubverbände. Die kontrollierte Bergfahrt wird gegen 18 Uhr wieder aufgenommen werden können.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 08.02.2011 - 12:00h

Montag, 7. Februar 2011

Loreley - Schwefelsäure wird kontrolliert in den Rhein abgelassen

Nach Auswertung aller Ergebnisse der Untersuchungen am Havaristen nach dem Leichtern der Säure aus Tank 7 der TMS „Waldhof“ in das TMS „Erlenhof“ hat sich die Einsatzleitung heute Morgen entschieden, einen Teil der verbliebenen Ladung kontrolliert in den Rhein zu leiten.

Beim Umpumpen von Tank 7 in das Transportschiff kam es am Samstagabend zu Veränderungen der Stabilität des auf der Seite liegenden Havaristen. Das Vorschiff sackte etwa 20 Zentimeter in Richtung Kolk ab, was zu einer Durchbiegung und Torsion (Verdrehung) des Schiffskörpers führte. Im Bereich des Tankdecks entstanden Beulen, die auf eine enorme Spannung innerhalb des Schiffskörpers hinweisen. Eine weitere Bewegung des Schiffes könnte Schott und Deck brechen lassen. Dies hätte eine unkontrollierte Reaktion von Schwefelsäure mit Wasser zur Folge. Das Bergeunternehmen kann unter diesen Umständen die Sicherheit der an dem Schiff arbeitenden Einsatzkräfte nicht mehr gewährleisten. Die Sicherheit für die Menschen steht für die Einsatzleiter Günter Kern, Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, und Martin Mauermann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, an oberster Stelle. „Wir werden alles tun, um die Bevölkerung, die Einsatzkräfte und die Umwelt zu schützen“, sagte Innenstaatssekretär Roger Lewentz, der für die rheinland-pfälzische Landesregierung den Einsatz koordiniert.

Nach eingehender Prüfung der Lage und Auswertung aller verfügbaren Fakten hat die Einsatzleitung aus Sicherheitsgründen der kontrollierten Einleitung eines Teils der Säure in den Rhein zugestimmt. Während weiterhin daran gearbeitet wird, die in den Tank 7 umgepumpte Säure zu homogenisieren, um diese dann in das Transportschiff zu leichtern, wird parallel – ab heute gegen 12 Uhr – aus den anderen Tanks des Havaristen ein Teil der Ladung kontrolliert in den Rhein gepumpt. Maximal werden 80 Tonnen in der Stunde in den Fluss geleitet. Dies entspricht zwölf Litern Säure in der Sekunde. In einer Sekunde fließen beim heutigen Wasserstand 1,6 Millionen Liter Wasser durch den Rhein.

Die Säure wird durch das Rheinwasser unter Wärmeentwicklung neutralisiert. Bei diesem Szenarium bestehen nur geringe Beeinträchtigungen des Rheins. Wenn überhaupt Schäden auftreten sollten, sind diese auf jeden Fall lokal begrenzt und stellen keine Gefährdung des Ökosystems des Rheins insgesamt dar. Die zu erwartenden pH-Werte bedeuten keine Gefährdung für die Trinkwassergewinnung. Seit der Havarie sind bereits etwa 900 Tonnen der Säure ausgetreten – vermutlich durch die Automatikventile.

Die Kontrolle des Ablassens erfolgt direkt unterhalb des Havaristen durch das Laborschiff MS „Burgund“. Über das Ablassen der Säure in den Rhein setzt das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz nach festgelegtem Modus eine Rheinwarnung ab und informiert alle zuständigen Behörden und Trinkwasserversorger entlang des gesamten Rheins.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 11:30h

Keine negativen Auswirkungen auf die Gewässerökologie erwartet

Mit Beginn der Einleitung der Schwefelsäure aus dem havarierten TMS „Waldhof“ in den Rhein, heute Mittag, nahm das Gewässeraufsichtsschiff „Burgund“ erneut andauernde Messungen des Rheinwassers unterhalb der Unfallstelle auf. Der normale pH-Wert im Rhein beträgt etwa 8,0 bis 8,1.

Um 14 Uhr, zirka zwei Stunden nach Beginn der überwachten Einleitung der Schwefelsäure in den Rhein bei Kilometer 555,4, wurde in 200 Meter Abstand zur „Waldhof“ ein pH-Wert von 6,2 gemessen.

In 400 Meter Entfernung waren am linken Ufer keine Veränderungen zu erkennen, am rechten Ufer lagen die pH-Werte bei 7,1 und in der Flussmitte bei 7,2. Damit sind die Veränderungen des pH-Wertes günstiger als erwartet. Negative Auswirkungen auf die Gewässerökologie sind somit nicht zu erwarten. Der mit einer Wärmebildkamera ausgerüstete Hubschrauber der rheinlandpfälzischen Polizei überflog zudem mehrmals den Bereich unmittelbar an der Einlassstelle. Eine Veränderung der Wassertemperatur durch chemische Reaktionen der Schwefelsäure mit dem Rheinwasser war nicht zu messen.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 15:30h

Suche nach den Vermissten abgebrochen

Die erneute Suche nach den Vermissten der „Waldhof“-Havarie musste heute Nachmittag ergebnislos abgebrochen werden. Mitgliedern der Technischen Einsatz-Einheit (TEE) der Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz gelang es nicht, in die völlig zerstörten, noch unter Wasser stehenden Wohnräume des Havaristen zu gelangen. Die Einsatzleitung, darunter Innenstaatssekretär Roger Lewentz, Havarieleiter Wasserbereich Martin Mauermann und Havarieleiter Landbereich Günter Kern, die sich bei der Polizeieinheit über ihren Einsatz informierten, drückten ihr tiefes Bedauern aus, dass die beiden Besatzungsmitglieder noch immer nicht gefunden werden konnten. Bei der weiteren Bergung stehe die Suche nach den Vermissten weiter im Vordergrund.

Eine aktuelle Information um 17:00 Uhr vom Mess- und Untersuchungsschiff „Burgund“ des Landes Rheinland-Pfalz bestätigte die bereits am frühen Nachmittag gemessenen Werte der Untersuchung der Wasserqualität. Eine weitere Veränderung der pH - Werte ist nicht aufgetreten.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 17:15h

TMS Erlenhof bringt Ladung aus Tank 7 nach Ludwigshafen

Die hochkonzentrierte Säure aus dem ersten Tank (Nummer 7) des havarierten TMS „Waldhof“ wurde am Samstagabend geleichtert und mit der TMS „Erlenhof“ nach Ludwigshafen gebracht. Zurzeit werten die Experten des Bergungsteams den Umpumpvorgang aus und stimmen das weitere Vorgehen innerhalb des Bergungskonzeptes ab. Außerdem wurde am heutigen Sonntag der Inhalt aus Tank 6 zur Homogenisierung in den leeren Tank 7 umgepumpt. Die TMS „Erlenhof“ wird am Dienstagmorgen wieder an der Loreley erwartet.

Heute passierten 95 Schiffe, erstmals auch Schubverbände, im Rahmen der kontrollierten Talfahrt die Unglücksstelle. Am Abend werden mehr als 30 Bergfahrer das Zeitfenster nutzen können.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 06.02.2011

Sonntag, 6. Februar 2011

Erster Tank der "Waldhof" wird leergepumpt

Das Bergungsteam am havarierten TMS „Waldhof“ beginnt in diesen Minuten damit, die hochkonzentrierte Schwefelsäure aus Tank 7 des Havaristen in einen Edelstahltank des TMS „Erlenhof“, das heute am frühen Morgen an die Loreley gekommen ist, umzupumpen. Nach derzeitigen Einschätzungen soll der Vorgang etwa ein bis zwei Stunden dauern.

Nach aktuellen Meldungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen passierten seit Freigabe der Talfahrt inzwischen 180 Schiffe die Unfallstelle an der Loreley. Auch der erste Schubverband „Dynamica“ konnte zwischenzeitlich (gegen 16.20 Uhr) kontrolliert am TMS „Waldhof“ vorbeigeführt werden.

Die Schiffsansammlung in Mannheim hat sich soweit aufgelöst, dass Schiffe aus dem Bereich oberhalb von Rhein-km 415 in den Raum Mannheim/Ludwigshafen nachrücken können. Deshalb wird die Sperre von Rhein-km 415 nach Rhein-km 432 verschoben.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 05.02.2011

Samstag, 5. Februar 2011

Entscheidende Phase bei der Bergung der "Waldhof"


Foto: WSA Bingen

Die Bergung des Tankmotorschiffs (TMS) „Waldhof“ kommt erneut in eine entscheidende Phase. Die Fachleute von BASF, des Bergungsunternehmens Mammoet, der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) und der Feuerwehr stimmten heute Mittag mit der Einsatzleitung das Konzept zur Leichterung der Ladung ab. Dazu wird am Wochenende ein Edelstahltanker an der Unfallstelle erwartet.

Im Moment ist es äußerst schwierig, die Schwefelsäure in den sieben Tanks mit den eingetretenen Vermischungsverhältnissen zu handhaben. Schwefelsäure reagiert in Verbindung mit Wasser äußerst aggressiv und wärmebildend. Deshalb entschieden die Spezialisten den Havaristen in mehreren Schritten zu leichtern.

Zunächst wird der bereits homogenisierte Inhalt aus Tank 7 (hier handelt es sich um eine hochkonzentrierte Schwefelsäure) in das erwartete Schiff mit den Edelstahltanks umgepumpt. In weiteren Schritten wird aus einzelnen Tanks der „Waldhof“ der Inhalt in den dann leeren Tank 7 umgepumpt und dort homogenisiert. Die Experten haben entschieden, diesen Tank als Art „Mischbehälter“ zu verwenden, da dieser oberhalb des Wasserspiegels liegt und somit für die Arbeiten am einfachsten zu erreichen ist. Hier sollen dann alle weiteren notwendigen Homogenisierungsprozesse erfolgen.

Der Transport von Schwefelsäure ist in zwei Konzentrationsbereichen unproblematisch möglich: Über 90-prozentige Schwefelsäure muss in Edelstahltanks transportiert werden. Unter 65-prozentige Schwefelsäure muss in gummierten Tanks transportiert werden.

Säurekonzentrationen im Zwischenbereich müssen entsprechend verdünnt werden, da sie den Gummimantel zerstören könnten. Dies hätte eine schnelle Reaktion der Säure mit dem dahinter liegenden Stahl zur Folge. Ein Transport in diesem Konzentrationsbereich ist nicht möglich, da auch Edelstahltanks nicht geeignet sind.

Die bereits wartenden Leichter mit den gummierten Tanks wurden wegen des fallenden Wasserspiegels vom Loreleyhafen aus zu einem anderen Standort verlegt und warten in der Nähe auf ihren Einsatz.

Vor einem Umpumpen muss nach jedem Homogenisierungsprozess die Konzentration des Inhaltes gemessen werden. Diese Umstände machen den nun folgenden Leichterungsprozess anspruchsvoll und aufwendig.

Mit der gegenwärtigen kontrollierten Tal- und Bergfahrt ist für die Schifffahrt die Situation momentan etwas entspannt. Viele Schiffer warten jetzt stündlich darauf, endlich die Havariestelle passieren und wieder Fahrt aufnehmen zu können. Dies ist auch dringend notwendig. Einerseits für die Kunden, die auf die Ladung warten, andererseits aber vor allem für die Partikuliere und Reedereien, bei denen solch lange Liegezeiten die Existenz bedrohen können.

Die kontrollierte Talfahrt ist heute fortgesetzt worden. Im Lauf des Tages passierten über siebzig Schiffe den Havaristen. Am Vormittag entschieden die Nautikexperten des Wasser und Schifffahrtsamtes, den bisherigen Abstand zwischen zwei Talfahrern von 20 auf sechs Minuten zu verringern, damit mehr Talfahrer am heutigen Tage ihre Fahrt fortsetzen konnten.

Für morgen ist geplant, die kontrollierten Fahrten zu Tal jeweils von 6.30 Uhr ab Bingen bis 18 Uhr zuzulassen. Die letzte Abfahrt soll um 16.45 Uhr in Bingen starten. Zwischen 18 Uhr und 20 Uhr sollen dann die Bergfahrer nach Ansprache am Havaristen vorbeilaufen.

Quelle: PM Pressezentrum "Havarie-Loreley" - 04.02.2011

Donnerstag, 3. Februar 2011

Hoffnungsschimmer für Rheinschiffer


Foto: WSA Bingen>
Erste Frachter passieren Säuretanker

St. Goarshausen. Zum ersten Mal seit der Havarie des Säuretankers am Loreleyfelsen vor knapp drei Wochen kommt Bewegung in den Schiffsstau. Gestern passierte zunächst ein 80 Meter langes, unbeladenes Gütermotorschiff testweise die Unfallstelle bei St. Goarshausen, wie das Pressezentrum "Havarie Loreley" mitteilte. Weitere sechs Schiffe folgten. "Es gab keine Probleme", sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen. Der Schiffsverkehr in der Gegenrichtung war für die Probefahrten gesperrt.

Stromaufwärts warten 400 Schiffe auf die Weiterfahrt. Die Testfahrten sind erst jetzt möglich, nachdem die Explosionsgefahr des Säuretankers gebannt worden sei. Nach den ersten Fahrten sollte entschieden werden, wie der Schiffsverkehr weitergeht.

Der Tanker "Waldhof" kann erst mit Kränen gehoben werden, wenn mehrere Tanks leergepumpt sind. Die Ursache für den Unfall ist weiter unklar. Bei der Havarie waren zwei Bootsleute gerettet worden, zwei weitere werden vermisst.

Quelle: dpa Ruhr-Nachrichten - 03.02.2011